Cartellverband akademischer Turnvereine: Unterschied zwischen den Versionen
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1884 wurde der [[ATV Hasso-Guestfalia Marburg]] aufgenommen.<ref name="VCS16"/> | Am 01.05.1884 gründete [[ATV Saxo-Thuringia Halle]] mit weiteren Cartellbrüdern die [[ATV Vandalia Halle]], da die alten schlagenden Verbindungen der Saxo-Thuringia das [[Paukverhältnis]] kündigten. Saxo-Thuringia und Vandalia schlossen sich zu einer Lokalkonvention mit Paukverhältnis, zur Ermöglichung von Mensuren mit Belegern, unter dem Namen [[VC Hallensis]] zusammen. Bestätigt wurde dies am Kartelltag am 01.-03.06.1884, womit also zwei Vereine an einem Ort erlaubt waren.<ref name="VCS17">Vgl. [[Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938]], S. 17.</ref> <br> | ||
Am Kartelltag 1884 wurde der [[ATV Baltia Rostock]] aufgenommen.<ref name="VCS17"/> Auch 1884 wurde der [[ATV Hasso-Guestfalia Marburg]] aufgenommen.<ref name="VCS16"/> Ob dies ebenfalls am Kartelltag erfolgte, ist zu prüfen. | |||
Ebenfalls 1884 spalteten sich 35 Mitglieder des ATV Greifswald - scheinbar im Guten - ab und gründeten den farbentragenden [[ATV Teutonia Greifswald]]. Die Teutonen sahen wohl schon voraus, dass auch der ATV Greifswald aus dem CV austreten wird, was dann auch 1885 nach dem Kartelltag passierte.<ref name="VCS16"/> | Ebenfalls 1884 spalteten sich 35 Mitglieder des ATV Greifswald - scheinbar im Guten - ab und gründeten den farbentragenden [[ATV Teutonia Greifswald]]. Die Teutonen sahen wohl schon voraus, dass auch der ATV Greifswald aus dem CV austreten wird, was dann auch 1885 nach dem Kartelltag passierte.<ref name="VCS16"/> | ||
Am Kartelltag 1885 beschloss der CV die unbedingte [[Satisfaktion]] sowie die Umbenennung in [[Vertreter-Convent der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen]] (VC).<ref name="VCS16"/> | Im Februar 1885 traten 10 Personen aus dem ATV Saxo-Thuringia Halle aus und gründeten den schwarzen [[ATV Gothia Halle]].<ref name="VCS17"/> | ||
Am Kartelltag 1885 beschloss der CV die unbedingte [[Satisfaktion]] sowie die Umbenennung in [[Vertreter-Convent der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen|Vertreter-Convent, Kartellverband akademischer Turnvereine auf deutschen Universitäten]] (VC).<ref name="VCS16"/> Der [[ATV Hansea Kiel]] und [[ATV Palatia Erlangen]] wurden aufgenommen.<ref name="VCS17"/> | |||
Neben dem ATV Greifswald traten aus Ablehnung gegen die Beschlüsse des CV auch der [[ATV Breslau]] aus. Auch hier traten 20 Mitglieder aus und gründeten den farbentragenden [[ATV Suevia Breslau]].<ref name="VCS16"/> | Neben dem ATV Greifswald traten aus Ablehnung gegen die Beschlüsse des CV auch der [[ATV Breslau]] aus. Auch hier traten 20 Mitglieder aus und gründeten den farbentragenden [[ATV Suevia Breslau]].<ref name="VCS16"/> | ||
Dem [[ATV Teutonia Königsberg]] wurde, wie 1884 der Saxo-Thuringia, von den alten Verbindungen des Paukverhältnis gekündigt. Teutonia konnte keinen zweiten ATV gründen und musste notgedrungen als [[Burschenschaft]] weiter agieren.<ref name="VCS17"/> Neu aufgenommen wurden die ATV Suevia Breslau, [[ATV Albertia Freiburg|Albertia Freiburg]] und Cimbria Greifswald.<ref name="VCS18">Vgl. [[Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938]], S. 18.</ref> | |||
Aktuelle Version vom 3. März 2025, 12:36 Uhr
Der Cartellverband akademischer Turnvereine (CV) war der Zusammenschluss der Akademischen Turnvereine (ATV) von 1872 bis 1883. Der CV wurde 1883 in Vertreter-Convent der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen (VC) umbenannt.
Geschichte
Der CV wurde am 04.08.1872 im Rahmen des 4. Deutschen Turnfest in Bonn von 5 Vertretern der ATV Berlin, 5 der ATV Graz und 2 der ATV Leipzig gegründet.[1] Diese Zusammenkunft gilt als 1. Kartelltag des CV. Den Vorsitz hatte Dr. Hermann/Berlin und der Schriftwart war Müller/Leipzig.[2]
ATV Berlin | ATV Graz | ATV Leipzig |
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Am ersten Tag wurden die vorab verschickten Statuten angenommen. Um 12 Uhr erfolgte ein Festzug und abends fand im Gasthaus Kölner Hof (Bonn) eine zwanglose Kneipe statt.[2]
Am 05.08.1872 wurde der Kartelltag fortgeführt und es wurde die Geschäftsordnung beraten, wobei u.a. bei der Entscheidung zum Stimmenverhältnis erste Diskrepanzen zwischen dem "kleinen" ATV Leipzig und den großen "ATV Berlin" und "ATV Graz" hervortraten.[2]
Von Beginn an hatte der CV sowohl intern die unterschiedlichen Sichtweisen auf das akademische Turnwesen auszubalancieren als auch externe Störfeuer der Deutschen Turnerschaft (DT), welche die akademischen Turnvereine gerne wieder in die DT integriert hätte, sowie die etablierten Korporationen, welche die schwarzen Turnvereine nicht ernst nahm, abzuwehren.
Am 07.12.1873 fand der 2. Verbandstag statt. Es wurde der ATV Göttingen aufgenommen und die Gründung weiterer ATV diskutiert. Zusätzlich wurde eine Kartellkasse gegründet, in die jedes Mitglied 2,5 Silbergroschen pro Monat einzahlen musste. ATV Berlin zum Vorort gewählt.[2]
1874 trat der ATV Greifswald bei. 1875 folgten ATV Halle, ATV Breslau und ATV Königsberg. Mit dem Beitritt des ATV Germania Bonn trat der erste ATV mit Namen und Farben bei.[3]
1877, angewachsen auf 9 Mitgliedsvereine, traten die Spannungen deutlicher hervor. Der erste große Diskussionspunkt war die Umwandlung von "losen Vereinen" zu "geschlossenen Verbindungen", wogegen vorrangig der ATV Graz Einspruch erhob. Die Einführung des Maturitätsprinzips provozierte die zweite Auseinandersetzung, bei der vor allem die ATV Berlin, ATV Graz und der 1879 beigetretene ATV München, die allesamt auch "Techniker" in ihren Reihen hatten, ihr Missfallen ausdrückten.[3]
Ebenfalls 1877 bat Dr. Ferdinand Goetz, 1. Vorsitzender der DT, den CV erneut um Übertritt zur DT. Eine endgültige Absage der CV erfolgte erst 1927.[3]
Am 28.05.1879 fand ein a.o. Kartelltag statt, an dem u.a. beschlossen wurde, dass der Ausschluss aus einem ATV automatisch den Ausschluss bei allen anderen zur Folge hat.[3]
Am 03.08.1879 wurden die Kartellstatuten auf dem Kartelltag in Leipzig geändert. In Folge dessen erklärt der ATV Graz am 11.11.1879 seinen Austritt, da die neuen Statuten nicht mit dessen eigenen Statuten in Einklang stünden.[3] Auf diesem kartelltag wurde seitens der ATV Königsberg für die Einführung von akademischen Turnlehrern plädiert.[3]
Im Dezember 1880 trat die ATV Philippina Marburg bei, 1881 folgten die ATV Würzburg und ATV Alsato-Lotharingia Straßburg.[3]
Um 1880 verfestigte sich das Selbstverständnis einiger ATV, als geschlossene Korporation anerkannt zu werden. Sie verdeutlichten dies durch die Annahme von Farben und das Fechten von Mensuren als Grundsätze. Leipzig machte dies offiziell am 05.12.1881, am 07.12.1882 folgte auch die Umbenennung in ATV Normannia Leipzig.[4]
[[XXX|thumb|Bild der Preisverleihung am 2. Turnfest aus [[Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938]], S. 17.
Am 09.07.1881 beschloss der Kartelltag in Berlin, dass regelmäßige Kartellturnfeste abgehalten werden sollen, sodass am 29./30.05.1882 das erste Kartellturnfest in Sangershausen stattfand. Zum Zeitpunkt des ersten Turnfestes bestand der CV aus 12 ATV: ATV Berlin, ATV Germania Bonn, ATV Breslau, ATV Göttingen, ATV Greifswald, ATV Halle, ATV Teutonia Königsberg, ATV Normannia Leipzig, ATV Philippina Marburg, ATV München, ATV Alsato-Lotharingia Straßburg und ATV Würzburg. Die Leitung oblag der Vorsitzenden ATV Berlin. es konnte ca. 400 Festteilnehmer begrüßt werden, darunter Prof. Carl Euler (Leiter der Preußische Zentral-Turnanstalt in Berlin), Gunnal Fessel (Universitätsturnlehrer und EM des ATV Saxo-Thuringia Halle) und Arnold Eulert (EM des ATV Cheruscia Göttingen. Gezeigt wurden Freiübungen, Riegen- und Wetturnen und "zum ersten Male überhaupt" Turnspiele durch die ATV Berlin, Breslau und Greifswald "auf dem Ratsfeld im Kyffhäuser-Gebirge".[4]
Prof. Euler berichtete dem preußischen Kultusminister Gustav von Goßler (Alter Herr des Corps Saxo-Borussia Heidelberg) vom Turnfest, woraufhin dieser seit dem 27.10.1882 seine "denkwürdigen Turnspiel-Erlasse" ausgab.[5]
Das Turnfest fand parallel zum Kartelltag statt, an dem das Verbot der Bestimmungsmensur beschlossen wurde, jedoch wurde dies in Leipzig, Marburg, Bonn und Halle nicht befolgt.[4] Außerdem wurden Aufnahmegesuche der ATV Aachen (bestand nur aus "Technikern"), ATV Freiburg (keine Haltung zur Satisfaktionsfrage) und ATV Markomannia Freiburg (gab unbedingte Satisfaktion) abgelehnt. Die Gegensätze verfestigten sich und es musste zu einer "reinlichen Scheidung" kommen.[5]
Bereits am 22.11.1882 trat der ATV Berlin aus, woraufhin noch am selben Abend der ATV Borussia Berlin gegründet wurde.[5] Am 10.01.1883 folgte der ATV München, weil der ATV Aachen nicht aufgenommen wurde. Daraufhin traten 8 Mitglieder aus und gründeten am 13.01.1883 den farbentragenden ATV Munichia München.[3] Beide Neugründungen sowie der ATV Markomannia Freiburg wurden 1883 aufgenommen.[5]
Am 27.06.1883 gründeten die schwarzen Vereine ATV Gothania Jena, ATV Aachen, ATV Freiburg und ATV München den Akademischer Turnbund (ATB), womit die Trennung der schwarzen und farbentragenden Vereine institutionell - und in der Retrospektive unwiderruflich - abgeschlossen war.[5] Inwiefern diese Konkurrenz und der Anspruch der CVer, dass auch "Couleurstudenten Tüchtiges im Turnen" leisten können, zu besonderen Aktivitäten führte, müsste noch untersucht werden.
Am 01.05.1884 gründete ATV Saxo-Thuringia Halle mit weiteren Cartellbrüdern die ATV Vandalia Halle, da die alten schlagenden Verbindungen der Saxo-Thuringia das Paukverhältnis kündigten. Saxo-Thuringia und Vandalia schlossen sich zu einer Lokalkonvention mit Paukverhältnis, zur Ermöglichung von Mensuren mit Belegern, unter dem Namen VC Hallensis zusammen. Bestätigt wurde dies am Kartelltag am 01.-03.06.1884, womit also zwei Vereine an einem Ort erlaubt waren.[6]
Am Kartelltag 1884 wurde der ATV Baltia Rostock aufgenommen.[6] Auch 1884 wurde der ATV Hasso-Guestfalia Marburg aufgenommen.[5] Ob dies ebenfalls am Kartelltag erfolgte, ist zu prüfen.
Ebenfalls 1884 spalteten sich 35 Mitglieder des ATV Greifswald - scheinbar im Guten - ab und gründeten den farbentragenden ATV Teutonia Greifswald. Die Teutonen sahen wohl schon voraus, dass auch der ATV Greifswald aus dem CV austreten wird, was dann auch 1885 nach dem Kartelltag passierte.[5]
Im Februar 1885 traten 10 Personen aus dem ATV Saxo-Thuringia Halle aus und gründeten den schwarzen ATV Gothia Halle.[6]
Am Kartelltag 1885 beschloss der CV die unbedingte Satisfaktion sowie die Umbenennung in Vertreter-Convent, Kartellverband akademischer Turnvereine auf deutschen Universitäten (VC).[5] Der ATV Hansea Kiel und ATV Palatia Erlangen wurden aufgenommen.[6]
Neben dem ATV Greifswald traten aus Ablehnung gegen die Beschlüsse des CV auch der ATV Breslau aus. Auch hier traten 20 Mitglieder aus und gründeten den farbentragenden ATV Suevia Breslau.[5]
Dem ATV Teutonia Königsberg wurde, wie 1884 der Saxo-Thuringia, von den alten Verbindungen des Paukverhältnis gekündigt. Teutonia konnte keinen zweiten ATV gründen und musste notgedrungen als Burschenschaft weiter agieren.[6] Neu aufgenommen wurden die ATV Suevia Breslau, Albertia Freiburg und Cimbria Greifswald.[7]
Statistiken
Mitglieder
Vorsitzende
- 1872-1882: ATV Berlin[3]
CV-Turnfeste
TT | MM | JJJJ | Bezeichnung | Ort | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|---|
29./30. | 05 | 1882 | 1. Kartell-Turnfest Akademischer Turnvereine | Sangershausen | Erstes und letztes gemeinsames Turnfest der schwarzen und farbigen Vereine |
1884 | 2. Kartell-Turnfest Akademischer Turnvereine | Mühlhausen | |||
Literatur und Quellen
Literatur
Quellen
- Tagungsprotokoll des 4. Deutschen Turnfestes (Sporthochschule Köln) Infos zur Ausleihe
- Stahlstich Zur Erinnerung an das 4te. allgemeine deutsche Turnfest zu Bonn, 4.5.6. Aug. 1872.[8]
Endnoten
- ↑ laut Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938 nahm am "anschließenden" akademischen Turnertag auch der ATV Münster teil, dieser war jedoch kein Gründungsmitglied. Wann und wo dieser "akademische Turnertag" stattgefunden hat, ist noch unklar.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Vgl. Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938, S. 13.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Vgl. Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938, S. 14.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Vgl. Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938, S. 15.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 Vgl. Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938, S. 16.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 Vgl. Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938, S. 17.
- ↑ Vgl. Geschichte des Vertreter-Convents (VC), Verbands der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen 1872-1938, S. 18.
- ↑ Stahlstich-Aquatinta v. Fr. Fraenkel in Nürnberg b. Fr. Schemm in Nürnberg, dat. 1872, 27 x 31,5 Souvenirblatt mit zahlreichen Ansichten. - Mittig die Turngruppen beim Einzug mit ihren Flaggen umgeben von einer Gesamtansicht von Bonn über den Rhein, Ernst M. Arndt Denkmal, Münsterkirche, Universität, chemisches Institut, Sternwarte, landwirtschaftliche Akademie in Poppelsdorf und Denkmal von Ludwig von Beethoven. - In der Bordüre Porträts von Guthsmuth dem Gründer des Turnunterrichts zu Schnepfenthal und vom Turnvater Jahn. - Seltenes Blatt! Antiquariat Norbert Haas