Gaudebamus

• Kurt Bertrams (Hg.): Gaudebamus. Bekannte Persönlichkeiten schreiben über ihre Korporationen, o.O. O.J.

Intro

Ein durchschnittlicher Bürger, beispielsweise wohnhaft auf der Richard-Wagner-straße in Berlin und mit normalen Bildungsgang - zuerst z.B. Theodor-Storm-Grundschule (Holbrechtstraße), später dann Georg-Herwegh-Gymnasium (Fellbacher Straße) und zuletzt ein Studium im Westen an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Praktikum bei Boehringer Ingelheim - der nun täglich mit seinem Daimler (der vorherige Wagen war ein Opel) über Bismarckstraße, Ernst-Reuter-Platz und Uhlandstraße zu seiner Arbeitsstelle in der Bayer-Niederlassung am Kurfürstendamm fährt, im Urlaub mit Neckermann in den Süden fliegt, im Lette-Eck (Lette-Allee) sein Bier trinkt und auch schon einmal im Behring-Krankenhaus lag, ist sich sicher nicht bewusst, dass alle die Namensgeber von Straßen, schulen, Universität, Autos, Unternehmen, Reise, Kneipe und Krankenhaus eines gemeinsam haben: sie waren korporiert!

Es wäre auch höchst verwunderlich, wenn er es wüsste, denn wenn irgendwo über Leben und Leistungen der Genannten berichtet wird, taucht ihre Zugehörigkeit zu einer Studentenverbindung in der Regel nicht auf - ebensowenig wie bei Heinrich von Achenbach, Konrad Adenauer, Franz Adickes, Ernst Moritz Arndt, Karl Barth, Rudolf von Bennigsen, werner Bergengruen, Hans von Berlepsch, Arthur Binz, Wilhelm von Bode, Heinrich von Boetticher, Dietrich Bonhoeffer, Carl Bosch, Robert von Bosse, Alfred Brehm, Rudolf Breitscheid, Georg Büchner, Thomas Dehler, Friedrich Adolph Diesterweg, Konrad Duden, Max Dunker, Joseph von Eichendorff, Ludwig Feuerbach, Walter Flemming, Theodor Fliedner, Ferdinand Freiligrath, Gustav Freitag, Emmanuel von Geibel, Carö-Friedrich Goerdeler, Karl Ferdinand Gutzkow, Fritz Haber, Johann Halske, Ulrich von Hassel, Wilhelm Hauff, Friedrich Hecker, Heinrich Heine, Heinrich Hertz, Georg Gerwegh, Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Johann Jacoby, Wilhelm von Ketteler, Egon Erwin Kisch, Theodor Körner, Ferdinand Lasalle, Julius Leber, Nikolaus Lenau, Richard Lepsius, Hermann Löns, Hugo von maffei, Otto von Manteuffel, Karl Marx, Johannes von Miquel, Theodor Mommsen, Friedrich Naumann, Max Planck, Fritz Reuter, Friedrich Rückert, Ferdinand Sauerbruch, Josef Viktor von Scheffel, Dritz-Dietlof von der Schulenburg, Robert Schumann, Carl schurz, Albert Schweitzer, Gustav Stresemann, Heinrich von Treitschke, Adam von Trott, Richard Wagner und Peter Yorck von Wartenburg. Nach allen sind Straßen in Berlin benannt.

Hingegen wird man Erinnerungen an Joseph Goebbels und heinrich himmler im Straßenbild - zu Recht - vergeblich suchen. Aber auch diese beiden waren korporiert, haben sich in ihren Studentenverbindungen wohlgefühlt und haben darüber geschrieben. Und deshalb sind sie in diesem band auch vertreten.

Aber auch weniger oder so gut wie gar nicht bekannte Personen findet man mit Abschnitten aus ihren Lebenserinnerungen. Hier ist es nicht die Berühmtheit bzw. die Erwähnung in allgemeinen Lexika, die für eine Aufnahme sorgte, sondern die Besonderheit ihrer Verbindungen - Korporationen, die in ihrer Art und Tendenz verschwunden sind und es auch nie wieder geben wird, weil die, welche damals ihr Banner hochhielten, vertrieben wurden, und die, an die sie ihre Ideale hätten weitergeben können, nicht nachwuchsen. Wir lesen von einem Ruder-Verein Jüdischer Studenten, zionistisch und alkoholscheu, und von einer ebenfalls jüdischen Licaria, waffenfroh, trinkfest und zutiefst deutsch-patriotisch, deren Verband, wie ein Mitglied sich im englischen Exil erinnert, im 1. weltkrieg mehr Opfer gebracht hatte, als irgendein anderer der deutschen Korporationsverbände. Beide sind von vielen Jahren untergegangen, zwangsweise aufgelöst worden. Aber sie sind wie die Akademischen Turnvereine, Burschenschaften, Corps, Katholischen Studentenverbindungen und Studentenvereine, Sängerschaften, Vereine Deutscher Studenten und die zahlreichen weiteren Spielarten ebenfalls ein Beispiel für die Vielfalt des deutschen Korporationslebens.

Band 3

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• Felix Busch. Corps Guestphalia Heidelberg / KSCV / Kösener Senioren-Convents-Verband: Die Außenwelt existierte für uns so gut wie nicht
• Hellmut von Gerlach. VDSt Berlin / VVDSt Kyffhäuser Verband: Ich machte die hohe Schule des Antisemitismus durch
• Joseph Goebbels. Unitas-Sigfridia Bonn / UV: Frischfrohes Treiben war die Losung
• Ludwig Haas. Badenia Heidelberg: Ich habe die Erziehungsarbeit als wertvoll erkannt
• Willy Hellpach. ATV Greifswald / ATB: Es herrschte eine ungekünstelte Fröhlichkeit
• Heinrich Himmler. Burschenschaft Apollo München / Deutsche Burschenschaft: Ich stand sehr gut und focht technisch sehr schön
• Egon Erwin Kisch. Corps Saxonia Prag / KSCV: Ich habe 100 Gänge brillant geschlagen
• Josef Klaus. KÖSTV Rudolfina Wien / ÖCV / Cartellverband: Mehrere Male war ich Senior
• Alexander König. ATV Greifswald / Akademischer Turnbund: Oh herrliche, oh köstliche Zeit - Studentenzeit!
• Karl Bernhard Lehmann. Gesellschaft deutscher Studierender Teutonia Zürich / SWR / Schweizer Waffenring; Auf der Kneipe waren wir jugendlich froh
• Willy von Liebermann von Wahlendorf. Corps Starkenburgia Gießen / KSCV: Das Corps hat mir am allernächsten im Leben gestanden
• Hans Luther. Akademischer Turnverein Ditmarsia Kiel: Ich habe mit Freuden mitgemacht
• Victor von Meibom. Corps Hasso-Nassovia Marburg: es war ein äußerst heiteres Leben
• Franz Meyers. KStV Flamberg Bonn / KV / Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine: Ich habe es bis heute nicht bereut
• Georg Michaelis. Landsmannschaft Plavia Leipzig / Coburger Convent / CC: Wir verlebten eine kurze, schöne Studentenzeit
• Robert von Mohl. Heidelberger Burschenschaft: Nach Vollendung des Kampfes wurde gezecht
• Franz Oppenheimer. Burschenschaft Alemannia Freiburg: Ich denke gerne an den Bierstaat in Jena
• Friedrich Paulsen. Burschenschaft Bubenruthia Erlangen: Schwere Betrunkenheit war nicht allzu häufig
• Friedrich von Payer. Königsgesellschaft Roigel Tübingen: Wir widmeten uns mit vollem Eifer dem Kneipleben
• Wilhelm von Preußen. Corps Borussia Bonn / KSCV: Zwei schöne und reiche Jahre
• Victor von Scheffel. Burschenschaft Alemannia Heidelberg: Das Leben in unserer Verbindung ist ein gemütliches
• Friedrich Solon. Licaria München / KC / Kartell Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens : Ich bin für alles dankbar
• Walter Schwarz. Ruder-VJSt Berlin / Verein jüdischer Studenten: Manche flüchtigen Begenungen überdauerten
• Heinrich von Treitschke. Burschenschaft Frankonia Bonn: Es waren Stunden voll fröhlicher, unschuldiger Freude
• Wilhelm Uhde. Corps Suevia Heidelberg: Ich liebte meine Verbindung