Wilhelm Abramczyk

Aus Hochschulgeschichte
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(Vermutlich)[1] Wilhelm Abramczyk; Quelle: Privatarchiv Mrs. Anneloes Smits

Wilhelm Abramczyk (* 1864-07-09[2] in Potsdam, † 1942-12-19[3] in Theresienstadt[4]) war Jurist und Notar. Er trat während seines Studiums in Leipzig dem akademischen Verein Litterarischer Abend zu Leipzig (heute: Turnerschaft Fridericiana Mannheim) bei als 23. Mitglied.

Lebenslauf

Familie

  • Vater: Adolph (auch Adolf) Abramzcyk, Bankier[5], * unbekannt, †/weggezogen aus Potsdam zwischen 1922 bis 1925[6]
  • Mutter: Emma Abramczyk, geb. Arnold, verstorben vor 1925[7]
  • Geschwister: unbekannt
  • Ehefrau: Gertrud Johanna/Johanne Abramczyk, geb. Arnheim, * 1877-10-22 in Berlin, † 1942-10-30 in Theresienstadt
  • Kinder:
    • Adolf Erich Abramczyk[8], * 1899-10-09 in Berlin, † 1920-11-06 in Berlin[9]
    • Werner Abramczyk[10], *1901-06-25 in Berlin, † JJJJ-MM-TT


Kindheit

Abramczyk wurde in Potsdam in einer der ca. 450 ansässigen jüdischen Familien geboren.[11]

Von mindestens 1877 bis 1922 war Wilhelms Vater laut zeitgenössischen Adressbüchern am Wilhelmplatz 5 ansässig.[12] Unter der Annahme, dass die Eltern nicht geschieden waren, hat auch Wilhelm dort ab spätestens seinem 13. Lebensjahr bis zum Studienbeginn gewohnt.

Studium und Korporation

Abramczyk immatrikulierte sich am 26.04.1884 an der Universität Heidelberg für Jura.[13] Nach einem oder zwei Semestern wechselte er nach Leipzig und immatrikulierte sich dort am 22.10.1884 weiterhin für Rechtswissenschaften. [14] Zu Begin seines Studiums wohnt er in der Parkstraße 2, II.[14]

Am 05.12.1884 tritt er in den Litterarischen Abend zu Leipzig ein:

Am 20.02.1885 wird er recipiert.

Sein Antrag auf Philistrierung wird am 20.07.1887 angenommen.


Werdegang und Beruf

  • Verbandsjurist des Berliner Lehrervereins

1895 ist Abramczyk erstmals im Berliner Adressbuch eingetragen als Rechtsanwalt beim Landgericht I-III des Amtsgerichts Berlin-Mitte mit Wohnsitz in der Leipziger Straße.

Wohnanschrift um 1898

Am 3. März 1898 heiratet Abramczyk am Standesamt Schöneberg I in Berlin seine Ehefrau Getrud in Anwesenheit seiner Eltern sowie der Schwiegereltern.[15] Zu diesem Zeitpunkt wohnt er in der (siehe Bild rechts 1898). Bis zur Geburt seines ersten Sohnes zog er dann mit seiner Frau in die Kronenstraße in Berlin-Mitte. Zwei Jahre darauf wurde er Justizrat. Zu diesem Zeitpunkt wohnten sie bereits in der Potsdamer Straße 121a, wo sie bis 1928 blieben. In dieser Zeit verstarb sein Erstgeborner Sohn im Alter von 21 Jahren, der in der elterlichen Wohnung "tot aufgefunden" wurde. Weitere acht bis zehn Jahre verbrachten sie erst in der Winterfeldstraße und dann am Hohenzollerndamm, wo er auch in der Nummer 207 seine Notariatskanzlei hatte. Abramczyk war nach den ersten Diskriminierungsmaßnamen der Nationalsozialisten gegen jüdische Juristen 1933 in seinen beruflichen Möglichkeiten stark eingeschränkt und verlor seine Notariatslizenz. Auf Antrag durfte er vorerst weiter als Rechtsanwalt praktizieren. Den Broterwerb übernahm seine Frau durch die Vermietung ihrer Zimmer, die sie seit 1936 oder 1937 in die Schlüterstraße 54 bezogen, an durch die Nationalsozialisten obdachlos gewordene Juden. Im September 1942 erhielten er und seine Frau die Aufforderung, die sogenannte „Vermögenserklärung“ auszufüllen, wobei sie keine Angaben zu ihrem Vermögensstand machten. Anschließend wurden sie in das Sammellager Artilleriestraße 31 (heute Tucholskystraße 40) verbracht. Von dort wurden sie am 03.10.1942 mit über 1000 weiteren Opfern nach Theresienstadt deportiert. Sie wurden in Haus V, Zimmer Q 713 eingewiesen. Die Wohnräume waren heruntergekommen und brutal überbelegt, die Nahrung unzureichend, die hygienischen Bedingungen katastrophal. Gertrud Abramczyk wählte laut „Todesfallanzeige“ am 30.10.1942 den Freitod. Abramczyk starb am 19.12.1942 im Alter von 78 Jahren. Die Todesursache ist nicht bekannt.[16]

Ehrungen

Gedenken

Stolperstein in Berlin

Am 23.09.2010 wurden für Wilhelm und Gertrud Abramczyk vor deren letztem Wohnhaus in der Schlüterstraße 54 in Berlin Stolpersteine zum ewigen Gedenken eingelassen.

Literatur und Quellen


Danksagung

  • Charlottenburg-Wilmersdorf: Jessica Held
  • Stolperstein-Initiative: Dr. Micaela Haas

Endnoten

  1. For clarity: I assume that the photograph represents Wilhelm Abramczyk and his wife Gertrud Arnheim, parents of Werner Abernau, I have no proof. The photograph is part of the belongings of Werner Abernau wich are in my possession. There is no text on the photograph. However, in my collection is another photo with the same person and Werner (one of the other photos in the Joods Monument), so that’s why I concluded that the couple should have been Werners parents., Auszug aus der Mail von Frau Smits an Norman Rönz v. 03.01.2022.
  2. Vgl. https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/2405, abgerufen am 04.02.2021.
  3. Vgl. https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/2405, abgerufen am 04.02.2021.
  4. Evtl. diese Person in der Opferdatenbank auf holocaust.cz
  5. Vgl. Vgl. Matrikel der UAHD und UAL: In den zeitgenössischen Adressbüchern ist er ab 1891 nicht mehr als „Bankier“, sondern „(Inh. Rud. Hirschberger), Bankgeschäft“ benannt. Ob er damit der Inhaber der Bank Rud. Hirschberger wurde oder diese Bank nur seinen Arbeitgeber darstellt, ist nicht ersichtlich. Zwischen 1915 und 1917 hat er eine Firma mit seinem Namen handelsgerichtlich eintragen lassen als Bank- und Wechselgeschäft. 1919 ist dann wieder der Vermerk mit Rud. Hirschberger angegeben.
  6. Adolph Abramczyk ist im Potsdamer Adressbuch von 1925 nicht mehr aufgeführt.
  7. Woher habe ich das?
  8. Vgl. Geburtsurkunde; Gefunden auf der Plattform ancestry.com
  9. Laut Sterbeurkunde "tot in seiner Wohnung aufgefunden".
  10. Laut dem Portal stolpersteine-berlin.de ist das Verhältnis zu Werner Abernau (!) nicht geklärt, er könnte sowohl leiblicher Sohn als auch adoptiert worden sein. Vgl. https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/2405, abgerufen am 30.12.2021. Hingegen sagt die Geburtsurkunde eindeutig, dass Werner in Berlin geboren und auch als Abramczyk eingetragen wurde.
  11. Buch zur jüdischen Gemeinde Potsdam ist bestellt > Wo gingen die damaligen Juden zur Schule?
  12. Vgl. Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger für die königliche Residenzstadt Potsdam und Umgebung auf das Jahr 1877ff. Abrufbar als Digitalisate bei der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam. Zwischen 1891 und 1894 bekam er den Fernsprechanschluss Nummer 118. [Gehörte er damit zu den Privilegierten Bewohnern Potsdams?]
  13. Vgl. UAHD, Matrikelbuch des Sommersemesters 1884, Nr. 157; digital siehe: digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/uah_m12/0660, abgerufen am 30.12.2021.
  14. 14,0 14,1 UAL Matrikelabschrift, Rep. M 34_73154.
  15. Vgl. Heiratsurkunde Nr. 75, abrufbar im Portal ancestry.com.
  16. Dieser Text wurde weitestgehend übernommen von einem Text von Dr. Micaela Haas, abrufbar unter https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/2405, abgerufen am 30.12.2021. Der Autor hofft durch die Verkürzung des Textes sowie Ergänzung weiterer Erkenntnisse nicht die Kernbotschaften der Autorin verfälscht zu haben.