Die weinende Germania (Rede)

Aus Hochschulgeschichte
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Text (Ausschnitt)

Kommilitonen! Deutsche Männer und Frauen!

Ich habe mir erlaubt, Sie hierher zu rufen, damit wir in diesen Tagen und Stunden der höchsten Spannung gemeinsam zum Ausdruck bringen, was unser Herz bewegt und unsere Seele durchzittert, ja sie im innersten Grunde durchwühlt.

Es handelt sich nicht mehr um laute Proteste oder um lange Reden. Unsere flammende Entrüstung über das, was uns angesonnen wurde, haben wir vor Wochen schon hier ausgesprochen. Wir haben sie auf das Gewissen der Welt gelegt und wir wissen, daß unsere Worte und die von vielen Tausenden und Millionen unserer Volksgenosse nicht verhallt sind und nicht verhallen werden. Sie werden, wenn es auch jetzt anders scheint, über die Länder und Meere klingen und werden durch Jahre und Jahrzehnte weiter tönen und werden nicht zur Ruhe kommen, bis sie sich ausgewirkt haben, so oder so. Aber auch vieles Reden ist jetzt nicht an der Zeit. Was uns auf der Seele liegt, das ist ein Schmerz, so unsagbar, daß er sich in Worte nicht fassen läßt. Das ist ein Leid so unaussprechlich, daß,wenn wir es ganz ausdenken und aussprechen wollten, unsere Seele zerrinnen, unser Häz verbluten und unsere Zunge den Dienst versagen müßte.

(...)

Und nun lassen Sie mich Ihnen, ehe wir auseinandergehen noch ein Wort mit auf den Weg geben, in dem unser Leid und unsere Hoffnung kurz zusammengefaßt sind. Es sind genau hundert Jahre, daß man in Deutschland anfing ein Lied zu singen, das der Stimmung, in der wir heute stehen, vortrefflichen Ausdruck leiht. Man sang es durch Jahrzehnte deutscher Erniedrigung. Heute und seit den sechziger und siebziger Jahren ist es fast verklungen. Es wird wieder aufleben. Denken Sie bei den Farben nicht an den engen studentischen Kreis, denken Sie dabei an das Schwarz-Weiß-Rot oder Schwarz-Rot-Gold des großen Deutschland, so gilt es uns heute:

Das Band ward zerschnitten,
Das Schwarz, Rot und Gold;
Und Gott hat es gelitten:
Wer weiß, was er gewollt.