Radikale Überzeugungstäter? Studentische Protest- und Gewaltformen zwischen den Befreiungskriegen und dem Bologna-Prozess

Aus Hochschulgeschichte
Zur Navigation springen Zur Suche springen
  • Greifswald
  • Alfried Krupp Wissenschaftskolleg

Info

Die deutschen Universitäten des 19. und 20. Jahrhunderts stellten nicht nur Orte der Gelehrsamkeit dar, sondern wurden von der größten akademischen Gruppe, den Studierenden, auch als Räume perpetuierter Gewalt und suspendierter Normen wahrgenommen. Der radikale Teil der Studierenden bildete zwar stets nur eine Minderheit, trug seine Ideen und Ideologien aber wirkungsvoll aus der Gesellschaft an die Universitäten und von dort wieder zurück. Infolge dieser Entwicklungen blieben die Hochschulen weder von den Wertemustern des Vormärz, noch vom Radauantisemitismus der Nationalsozialisten oder von den Studentenunruhen der 68er verschont.

Die Tagung, bei der nationale wie internationale Experten über studentische Protest- und Gewaltformen zwischen den Befreiungskriegen und dem Bologna-Prozess diskutieren, nimmt deutschlandweite Entwicklungen ebenso in den Blick wie repräsentative Fallbeispiele. Im Mittelpunkt stehen der Eigensinn jugendkultureller Lebenswelten und die politischen Aktionsformen potentieller Eliten. Immerhin rückten die radikalen Studierenden nach Abschluss ihrer Studien oftmals in führende gesellschaftliche oder staatliche Positionen auf und beeinflussten mit dem ihnen eigenen Politikverständnis die Entwicklung Deutschlands auf vielfältige Weise.

Die internationale Fachtagung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs wird gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach–Stiftung, Essen, und der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern.

Die Tagung und der öffentliche Abendvortrag mit anschließender Podiumsdiskussion stehen allen Interessierten offen.

Programm

Donnerstag, 6. Juli 2017

  • Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema

Prof. Dr. Oliver Auge & Martin Göllnitz (M.Ed.) (beide Kiel)

  • "zum fechten wider alle Welt gebildet" - Deutsche Studenten in den Befreiungskriegen 1813-1815

PD Dr. Dr. Harald Lönnecker (Koblenz)

  • "...und sie kamen wieder mit Schwertern in der Hand": Studentische Gewalt im Vormärz und der 1848er Revolution zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Dr. Jan Schlürmann (Kiel)

  • Die Gesellschaft der Volksfreunde – ein Blick auf das Ende der Greifswalder Burschenschaft 1833-1838

Dr. Dirk Alvermann (Greifswald)

  • Auf Kneipe und Fechtboden: Anerkennungskämpfe jüdischer Studentenverbindungen in Kaiserreich und Weimarer Republik

Dr. Miriam Rürup (Hamburg)

  • Politischer Protest und Totenkult. Das studentische Langemarck-Gedenken in der Weimarer Republik

Dr. Arndt Weinrich (Paris)

  • Militante Kommilitonen. Radikalisierungsprozesse studentischer Gewalttäter in den Anfangsjahren der Weimarer Republik

Martin Göllnitz, M.Ed. (Kiel)

  • Nationalsozialistische Gewaltpolitik an den Hochschulen 1929-1933

Prof. Dr. Michael Grüttner (Berlin)

  • Der Greifswalder "Blutsonntag" und die Universität - studentische Gewalt und ihre Folgen

Jan Mittenzwei (Berlin)

  • (Öffentlicher Abendvortrag mit Podiumsdiskussion):

Studentischer Protest im Wandel der Zeiten. Ideologische Seitenwechsel der Studierenden im 19. und 20. Jahrhundert Prof. Dr. Konrad Jarausch (Chapel Hill/USA)

Freitag, 7. Juli 2017

  • Die Tupamaros Westberlin (TW) als Transformationszusammenhang studentischer in terroristische Gewalt

Dr. Wolfgang Kraushaar (Hamburg)

  • Diskursverweigerung und 'Jagd auf Korporierte' als Mittel studentisch-politischer Auseinandersetzung seit 1990

Dr. Frank Grobe (Wiesbaden)

  • Die Bologna-Reform und studentischer Protest. Im Focus: Die "Uni brennt" Bewegung 2009/10

Elisabeth Westphal (Wien)

  • Zusammenfassung

Holger Zinn (Wiesbaden)